Fasa
25.02.19
Die Reise weiter in den warmen Süden starten wir gemeinsam mit Soroush, der uns die letzten Tage über im Perhami Traditional House in Shiraz beherbergt hat.
Die Fahrt über lauschen wir aufmerksam den Geräuschen die der Pinzgauer von sich gibt. Das Austauschen der Dichtung und des Kugellagers scheint allerdings ordentlich von statten gegangen zu sein und so fliegt uns nicht mitten auf dem Highway die Achse um die Ohren.
In Fasa werden wir vollkommen überrascht, und zwar mit einem komplett durchgeplanten Tag!
Was wir von Soroush wissen ist, dass wir ein traditionelles Hostel etwas außerhalb von der Stadt Fasa besuchen und dann dort auch übernachten werden.
Davor aber besichtigen wir direkt nach der Ankunft das „Fasa Museum“ in dem aus dem ganzen Iran die technische Entwicklung der letzten paar tausend Jahre ausgestellt werden. Das Museum erstreckt sich über mehrere Hallen und bietet über die ersten Werkzeuge zum Getreide mahlen bis hin zum aktuellen Handy so ziemlich alles.
Was uns ein wenig wundert, ist das Kamerateam, das „zufällig“ heute hier einen Beitrag dreht und ganz „zufällig“ sind wir die einzigen Gäste...
... und dann dämmert uns, dass das alles gut organisiert und geplant wurde von Soroush. Dieser fragt uns dann nebenbei, ob wir nicht Lust haben vor der Kamera ein paar Worte zu dem Museum und Fasa (wir haben bis jetzt absolut nichts von der Stadt gesehen) sagen wollen.
Leicht amüsiert sagen wir natürlich „Ja“ und dann werden wir instruiert, was wir sagen sollen und das Theater geht los: Es macht sich einfach super, wenn man ein paar europäische Touristen im Fernsehen zeigen kann, die sich für iranische Kultur interessieren.
Einer von Soroush´s Begleitern entpuppt sich als Regionalpolitiker, der ebenfalls mit uns ins Bild genommen wird und auch ein paar Worte sagen darf. Wir drehen ein paar Sequenzen drinnen, dann im Garten und irgendwann sind wir tatsächlich fertig. Aber der Museumsdirektor will uns unbedingt noch ein weiteres Haus mit antiken Haushaltsartikeln zeigen und da wir höflich sind können wir nicht „Nein“ sagen.
Weitere 30 Minuten später ziehen wir dann endlich weiter. Es ist Mittag und wir haben schon ordentlich Hunger. Im Auto fragen wir Soroush ob wir jetzt zum Hostel fahren aber er meint wir müssen uns noch kurz gedulden. Erst besichtigen wir noch den berühmten „ersten iranischen Garten“.
Okay. Kein Problem. Wir lehnen uns zurück und nehmen die Situation wie sie ist.
Als wir nach einer 10 minütigen Fahrt bei dem Garten ankommen treffen wir (zufällig) einen Lokalreporter, der mit einer ordentlichen Kamera ausgestattet ist und am Tor auf uns wartet. Mittlerweile haben wir das Spiel durchschaut, spielen aber mit.
Wir betreten als Gruppe (Soroush und Begleiter – der alles filmt -, der Reporter, der Politiker und wir armen Schweine) den Garten durch ein Tor und dann kommt uns ein wild mit den Armen fuchtelnder Wächter entgegen. Er gibt deutlich zu verstehen, dass der Garten jetzt geschlossen ist!
Dann passiert etwas sehr iranisches: die Männer stellen sich in einer Gruppe zusammen und schreien sich lauthals an.
Ganz normal.
Wir schauen dem Spektakel aus sicherem Abstand zu und freuen uns schon, dass wir diesen Programmpunkt vielleicht überspringen können. Wer weiß was da sonst noch auf uns wartet... der Tag ist noch lang.
Aber es kommt anders wie erwartet. Der Reporter ruft jemanden an und hält dem Wächter das Handy ans Ohr. Am anderen Ende scheint jemand Wichtiges zu sein, denn der Mann wird kleiner und kleiner, während er zur Schnecke gemacht wird. Die Sache ist geregelt: der Garten hat jetzt wieder geöffnet!
Zu bieten hat er leider nicht so viel, wie wir von dem „ersten Garten Iran´s“ vorgestellt haben. Es gibt ein paar Blumen, Bäume, Büsche und eine Wasseranlage aber auch recht viel Plastik-Berge/Gebilde, die unserer Meinung auch hätten fehlen können.
Wie erwartet fragt uns der Reporter, ob wir ihm nicht ein Interview geben wollen. Klar! Kein Thema und dann dürfen wir wieder sagen, wie schön wir die Stadt Fasa und den Garten finden. Zum Schluss gibt es eine Bild mit dem Politiker und dann verlassen wir nach rund 20 Minuten den Garten wieder, über den wir im Übrigen von unseren Begleitern überhaupt nichts erfahren haben.
Vorbei an dem grimmig blickenden Wächter und ab in das klimatisierte Auto. Die Sonne lässt einem den Schweiß aus allen Poren perlen.
Wir fahren los und … nicht zum Hostel … wie wir es leider schon vermutet haben, sondern zu einer Keks-Fabrik. Mittlerweile könnten wir schon einen ganzen Elefanten aufessen und der Magen hängt uns bis zu den Kniekehlen.
Auch hier werden wir bereits erwartet und nach einer Keks-Probe hinter dem Tresen vorbei in die Fabrik geführt.
Vom Keller wo der Teig angerührt wird, über den ersten Stock wo die Kekse geformt, verziert und gebacken werden bis hin zu der endgültigen Verpackung im Erdgeschoss wird uns alles bis ins kleinste Detail gezeigt und man freut sich europäische Touristen im Haus zu haben.
Zum Abschied bekommen jeder von uns eine große Tüte mit Keksen in die Hand gedrückt und dann gibt es das nicht wegzudenkende Erinnerungs-Foto.
16 Uhr und endlich ist es soweit. Nachdem wir zurück zum Pinzgauer gebracht werden, folgen wir Soroush´s Wagen und es geht zum „Pasina Traditional House“ etwas außerhalb von Fasa.
Am Eingang werden wir von zwei singenden Jungs, gekleidet in Trachten, empfangen. In den Händen halten sie kleine Boxen in denen Weihrauch und andere Kostbarkeiten sind. Es bleibt keine Zeit für eine Pause → uns wird das ganze Gelände gezeigt.
Als erstes die eigene Bäckerei wo gerade frisches Fladenbrot über einem Feuer gebacken wird. Dann die Ställe wo ein paar Hühner ihr Unwesen treiben. Uns erinnert das ganze entfernt an einen Bauernhof … die iranische Variante.
In einem weiteren Gebäude – die alle aus Lehm und Stroh gebaut sind – stoßen wir auf einen Cittar (traditionelles iranisches Instrument) spielenden Musiker, der im Schein der Lampen die Seiten vibrieren lässt und mit seiner sonoren Bassstimme ein trauriges Lied singt. Man hat sich für uns so richtig ins Zeug gelegt!
Endlich gibt es das von uns sehnlichst erwartetes Essen: traditionelle iranische Küche! Für uns als Europäer ist das ein oder andere Gericht neu! Für unsere Mägen ebenfalls. Mehr dazu später – wir kommen nicht drumherum.
Während wir mit dem Besitzer des Hostel´s, dem Musiker, Soroush, seinem Kameramann-Begleiter und dem Politiker speisen – natürlich auf dem Perserteppich in einem Nomadenzelt im Innenhof – erfahren wir viel über den Ort und wie es dazugekommen ist, dass hier nun ein Hostel entstehen soll.
Kurz zusammengefasst: um rein von der Landwirtschaft zu leben gibt es im Verhältnis zu wenig Ackerland und die Einnahmen sind zu gering. Hinzu kommt noch, dass viele der Iraner im Verlauf der Jahrzehnte vergessen haben, wie das traditionelle Leben auf dem Land vonstatten geht. So bietet sich für die ehemaligen Bauern die Möglichkeit ihren Hof als traditionelles Hostel neu darzustellen. Genau dafür macht Soroush ordentlich Werbung, auch mit uns aber das war ja auch Teil unserer Abmachung in Shiraz.
Nach einer viel zu kurzen Pause geht es auf die nahe gelegenen Felder um einerseits uns zu zeigen wie es hier abläuft und andererseits werden ein paar schöne Bilder der Einwohner in ihren Trachten geschossen.
Von den rund 10 Zimmern dürfen wir uns eines aussuchen und wir entscheiden uns für das über der Bäckerei, wo es Nachts vermutlich etwas wärmer als in den anderen sein wird.
Eigentlich müsste man ja meinen wir haben heute schon genug erlebt aber Nein: es geht weiter. Keine Pause!
Soroush nimmt uns wieder mit nach Fasa und zum Bazar. Bei einem Laden der traditionelle Sandalen herstellt, bleiben wir stehen und schauen dem alten Mann zu. Nach ewigem Verhandeln um ein Paar Schuhe will Soroush es doch nicht kaufen und wir ziehen weiter.
Nächste Station: Werkstatt des Musiker´s vom Nachmittag. Hier bekommen wir gezeigt und erklärt, wie er die klassischen iranischen Instrumente aus Vollholz herstellt. Im Anschluss bekommen wir erneut ein exklusiv Konzert.
Es ist Nacht und wir waren den ganzen Tag auf den Beinen. Unser Zimmer im Pasina Traditional House kommt uns wie der siebte Himmel vor.
Während wir so auf unseren auf dem Boden ausgerollten Matten liegen meint David plötzlich: „Da sitzt doch ein Vogel?!?!?“ Tatsächlich sitzt kurz unterhalb des Strohdachs ein kleiner Vogel. Wir lassen die Tür etwas länger offen und kurz darauf entflieht der Vogel in die Freiheit.
Vom Besitzer persönlich bekommen wir das Abendessen vorbeigebracht und wir fragen wegen dem Vogel. Darauf meint dieser, dass der kleine Spatz hier ein und ausgeht wie er will. Vögel in der Wohnung zu halten ist sehr angesagt. Aber normalerweise sind diese in Käfigen...
Das Essen
26.02.19
Wie bereits erwähnt waren für uns so ziemlich alle Speisen vom Vortag neu. Das hat sich mehr oder weniger auf uns ausgewirkt: meine Wenigkeit kommt mit einem Magengrummeln davon. David hingegen hat die nächsten 4 Tage noch was davon.
Nach einem kleinen Frühstück im Zelt – David hält sich großzügig zurück – und einem am Feuer zubereiteten Cay starten wir durch in Richtung Darab.
Darab
Von Amir aus Kashan bekommen wir wieder einmal einen Kontakt vor Ort. Wir müssen zwar den halben Tag darauf warten aber das ist egal. Nach mehreren Telefonaten mit unterschiedlichen Personen die mehr oder weniger gut Englisch können warten wir an einem verabredeten Punkt auf unseren Kontakt.
Auf einmal hält ein Wagen neben uns und ein Mann steigt aus. Er muss direkt aus den 90ern gekommen sein: eine dicke Sonnenbrille verdeckt sein halbes Gesicht und seine Haare sind in der typischen Föhnwelle der 90er nach hinten geschwungen. In Jeans und Hemd würde man ihn eher in den hinterwäldlerischen Bergen der Rocky Mountains erwarten. Mit einem breiten Grinsen stellt er sich als „K“ vor, mit der Begründung, dass sein persischer Name viel zu kompliziert ist. Im nächsten Satz fordert er uns mit einem breiten kanadischen Akzent auf ihm zu folgen.
Wir entfernen uns weiter von Darab und in unseren offline Karten von Maps.me (Applikation über die wir offline navigieren) ist das Dorf in das wir gerade fahren gar nicht verzeichnet.
Wir parken vor einer hohen Mauer und durch das große Tor betreten wir einen grünen Garten in dem es nur so blüht! Rund um ist die trockene Wüstenlandschaft zu finden aber hier im inneren der Mauern das krasse Gegenteil: Leben!
In Mitten der kleinen Faszination setzen wir uns auf eine der Emporen und bei einem Cay stellen wir uns ordentlich vor. Oft bekommen unsere Kontakte am Telefon kaum Infos außer, dass 2 Deutsche jetzt vorbei kommen.
K ist fasziniert und schlägt vor, dass wir das ganze Dorf zu einer Show einladen können und über den Turm und den Lautsprechern der Moschee alle informiert werden können! Wir sind begeistert von dem Vorschlag und gemeinsam gehen wir die Details durch.
Pinzgauer
Auf den letzten paar Kilometern nach Darab hat unser alter Begleiter in den höheren Umdrehungen ein merkwürdiges Vibrieren entwickelt. Dabei wurden wir unangenehm durchgeschüttelt.
Nach ein paar kleinen Tests am Motor (Vergleich des Ansaugmoment der 2 Vergaser im Verhältnis) ist die einzige mögliche Ursache die Ventile, welche Menge und Zeitpunkt des Benzin´s in die Brennkammern bestimmen.
Also wird das Handbuch aufgeschlagen und in Erinnerung gerufen wie das Einstellen der Ventile von statten geht → gleich zu Beginn der Reise haben wir gemeinsam mit Lorenz Rhode in Kroatien die Ventile eingestellt... aber das ist auch schon ein halbes Jahr her!
Einen Vormittag und ziemlich dreckigen Händen später sind alle 8 Ventile neu justiert, neue Dichtungen verbaut und der Motor schnurrt wieder wie ein Kater vor dem offenen Kamin eines kalten Wintertages.
Show
27.02.19
Das GANZE Dorf mit mit allen Kindern, Frauen und Männern in der feinsten Aus-geh-Kleidung ist gekommen. Die Reihen füllen sich und die Erwartungen steigen.
Wir haben den Pinzgauer im Innenhof geparkt und zwischen ihm und der Wand unser Seil mit dem blauen Vorhang aufgespannt.
Wir rocken die Show, auch wenn David noch etwas groggy ist aber wenn die Pflicht ruft sind wir zur Stelle. K gratuliert uns und strahlt mit seinem Lächeln – die Frisur sitzt – wie immer.
Wir verbringen noch eine weitere Nacht bei ihm und seiner Familie um dann bestens gestärkt weiter in Richtung Süden zu düsen.
Offroad im Tal
Kurz vor der Stadt Lar biegen wir von der Straße ab um einen geeigneten Schlafplatz zu finden und fahren immer weiter in die Steppe, welche von beiden Seiten von hohen Bergen eingefasst ist. Wie ein riesiger Korridor öffnet sich vor uns die wüsten ähnliche Landschaft.
Die Schotterpiste wird schon bald zu einem holperigen Trampelpfad der nur noch von den Nomaden mit ihren großen Herden genutzt werden. Um in völliger Ruhe die Nacht zu verbringen verlassen wir schließlich auch diesen und fahren Querfeldein in die Berge. Der Pinz nimmt jedes zu durchquerende Bachbett mit Leichtigkeit – 4x4 macht´s möglich – und bevor die Sonne am Horizont verschwindet haben wir einen geeigneten, vor dem Wind geschützten, Platz gefunden.
Lar
Wir haben diese kleine Stadt nur sehr vage kennen gelernt aber auf eine besondere Art und Weise.
Da unser Internet gerade nicht mehr funktioniert sind wir auf der Suche nach einem WLAN und werden in einem Restaurant fündig.
Während wir bei einem Shake unsere E-Mail´s und Socialmedia checken, werden wir vom Nachbartisch an dem 2 junge Frauen sitzen angesprochen, was nicht normal ist, da normalerweise Frauen eher zurückhaltend auf Ausländer reagieren, vor allem in den ländlichen Gegenden.
Im Gespräch erfahren wir, dass beide Englischlehrer sind und uns gerne zu sich nach Hause einladen würden um der iranischen Gastfreundschaft zu entsprechen – da ist wieder ganz normal.
Wir haben es nicht eilig, sagen zu und sitzen kurz darauf bei einen der Frauen Zuhause bei einem Cay. Der Rest der Familie kommt natürlich auch → wir machen Bilder und dann wird uns die Stadt gezeigt. Wir machen einen Spaziergang durch die Altstadt, besuchen eine schöne Moschee und zum Ende hin steigen wir auf einen Hügel wo eine Burgruine Aussicht über ganz Lar ermöglicht.
Eigentlich wollen unsere Gastgeber uns auch gerne zu einer Übernachtung einladen, aber die Eltern wollen das nicht und so werden wir „nur“ zum Abendessen in einem Restaurant eingeladen und fahren dann nach einer herzlichen Verabschiedung in die Nacht immer weiter Richtung Süden.
Handy
Die ersten 30 Tage sind vergangen und auf einmal funktioniert das Handy nicht mehr! Grund ist, dass das Handy gesperrt wurde und so keine iranische Sim-Card mehr funktioniert. Zum Glück haben wir mehrere Handy´s dabei und können so einfach die Sim-Card von meinem alten Handy zu David´s alten Handy wechseln (unsere neuen Handys haben eine Sim-Lock-Sperre und können die iranische Sim-Card nicht entsperren).
In Lanerd verlängern wir unsere Flatrate, kaufen einmal ordentlich Lebensmittel ein und fahren dann die kurze Strecke vollends ans Meer. Endlich erreichen wir den persischen Golf!
Die letzten Wochen waren so erlebnisreich für uns, dass wir beschließen ein paar Tage für uns zu sein und zu reflektieren.
Tim & Alicia
03.03.19
Nach unserer ersten Nacht am Meer unter einem klaren Sternenhimmel fahren wir immer am Meer entlang Richtung Bandar Abbas, aber weit kommen wir nicht.
Unterwegs auf der Küstenstraße, die ab und an vom feinen Sand bedeckt ist, begegnen wir immer wieder frei herumlaufenden Dromedaren. Als erneut eine Gruppe der merkwürdigen Tiere die Straße blockiert, sind wir nicht alleine: Alicia und Tim stehen mit ihrem Citroen-Camper am Straßenrand und fotografieren fleißig die Vierbeiner. Spontan laden wir die Beiden auf einen Kaffee und Datteln ein. Am Meer halten wir also und quatschen bis es Nachmittag wird. Gemeinsam beschließen wir das Stück zurück zu fahren und nahe unseres letzten Platzes, direkt am Meer!
Die Zwei kommen ebenfalls aus Deutschland und sind auch schon seit dem Sommer 2018 unterwegs und wollen ein mal um die Welt! Website: https://www.to-the-worlds-end.com
Am Lagerfeuer gibt es Schaschlik und wir steuern mit einem bunten Salat bei. Dazu gibt es ein (alkoholfreies) Bier.
Gegen 23 Uhr bekommen wir Besuch vom Grenzschutz. Unsere Pässe und Visa werden kontrolliert, dazu gibt es ein paar Fragen zu unserer Route. Routine für uns.
Nachts um 4 Uhr werden wir erneut geweckt: Grenzschutz! Ein anderes Team aber der gleiche Prozess... nervtötend, vor allem um diese Zeit! Der Umstand, dass kaum Englisch gesprochenen wird, zieht das ganze zusätzlich in die Länge!
Nachdem wir nach über einer Stunde hin und her palavert haben geht es zurück ins Bett.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück – wir packen gerade alles wieder zusammen – kommt erneut die Polizei, dieses Mal ist es die Geheimpolizei. Leicht verärgert über den 3. Besuch innerhalb von 12 Stunden bin ich dezent gereizt und gebe das auch kund!
Den Polizisten von der Geheimpolizei gebe ich nur die nötigsten Infos und unterbreche in keinster Weise meine Aktivitäten (Geschirr spülen). Mit dem Hinweis, dass sie alle Infos auch bei Ihren Kollegen beim Grenzschutz holen können beende ich das Verhör.
Ohne weiter Zwischenfälle fahren wir weiter am Meer entlang, wo wir einen Ort suchen um ungestört weiter an Vlogs und Blogs arbeiten können. Tim und Alicia sind auf eigene Faust weiter gezogen und suchen suchen sich ebenfalls ein schönes Plätzchen am Meer.
Out of civilization
4.3.19
Die nächsten vier Tage verbringen wir direkt am Meer, von keiner Seite aus einsehbar. Wir bekommen jedoch drei mal Besuch von Fischern aus den Nachbardörfern, die direkt über uns gestolpert sind.
Gedanken über einen Besuch der Polizei müssen wir uns eher keine machen: den Weg, welchen wir genommen haben, erfordert ein gutes Offroad-Fahrzeug mit dementsprechender Bodenfreiheit: es ging über Geröllfelder, Bachbetten und den sandigen Strand.
Unser Tagesablauf ist durch Essen, Trinken, am Laptop arbeiten und in der Hängematte abhängen stark gegliedert. Abends gibt es ein großes Feuer, mit Holz das angeschwemmt wurde.
Nach Osten: immer der Küste folgend Richtung Bandar Abbas
8.3.19
Wir gehen Einkaufen. Nach knapp 6 Tagen sind unsere Ressourcen komplett aufgebraucht. Vor allem müssen wir auf unseren Trinkwasservorrat ein genaues Auge haben. Seit dem wir an der Küste sind, haben wir Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad, dementsprechend wird viel getrunken.
In der Nähe von Bandar Charak folgen wir einer kleineren Straße ans Meer. Nach kurzer Zeit stoßen wir auf einen tiefen Graben, der die Straße kreuzt. Zum Glück gibt es einige Meter daneben schon Spuren, die in und aus dem Graben führen. Für uns mit dem Pinzgauer ist das gar kein Problem!
Nach knapp 300 Metern genau das Gleiche: ein tiefer Graben hindert uns am weiterkommen. Und auch hier finden wir einen Weg um weiter zu kommen aber es wird schon um einiges holpriger!
Dann passiert es: wir bleiben stecken! Der dritte und auch heftigste Graben ist auf der Seite wo wir hoch wollen sehr sandig und gleichzeitig ist ein Hügel hinter dem Graben, so dass der Weg aufwärts sich verdoppelt. So bleiben wir also dick im Sand stecken und es geht nicht mehr weiter. Wir müssen uns ausbuddeln und die Sandbleche unterlegen um frei zu kommen.
Wie wir feststellen, haben wir uns den optimalen Platz für eine ungewollte Pause ausgesucht. Nicht für uns, sondern für tausende von Moskitos, die in einem nahe gelegenen Brackwasser zuhause sind. Gleichzeitig geht noch die Sonne unter und es wird in kürze dunkel!
Die ganzen Umstände verleihen unserer Situation einen Überlebens-Abenteuer-Flair, auf den wir gut verzichten könnten.
Kurz ist es anstrengend und Spannend während wir den Pinz aus dem Sand bugsieren aber nach knapp 20 Minuten ist die Aktion auch schon vorbei. In einem Bachbett etwas von den Moskitos und dem Meer entfernt finden wir einen geeigneten Schlafplatz.
Um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen steigen wir auf einen nahe gelegenen Berg. Das Panorama mit der untergehenden Sonne und dem Meer rechtfertigt den anstrengenden Aufstieg bei der Hitze.
Von unsere Position auf dem Berg aus sehen wir einen Polizei-Pickup den Weg zu uns entlangfahren. Bei dem letzten Graben zu uns bleibt er allerdings stehen und fährt nicht weiter. Die Polizisten steigen aus und schauen zu uns herüber. Zwischen uns liegt eine Distanz von ca. 2 bis 2,5 Kilometern. Es wird geschaut aber mehr passiert nicht. David äußert die Meinung zu den Polizisten zu laufen aber letztlich wollen die uns kontrollieren und nicht andersrum...
Also bleiben wir oben bis die Sonne weg ist und dann fahren die Polizisten wieder unverrichteter Dinge weg.
Vor Bandar Abbas campen wir in der Wüste und bekommen über Amir, unserem Freund aus Kashan, einen Kontakt: Mehrnoush.
Fortsetzung folgt...
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